23.10.2023

Kultursensible Pflege

Alia El Boukhrissi

Jeder Mensch trägt bestimmte Vorstellungen über andere Kulturen und Länder in sich. Daher sehen wir unsere Mitmenschen und uns selbst gleichsam durch die Brille unserer eigenen kulturellen Prägungen.

Die Welt macht auch vor Wiesbaden nicht halt. Unsere Nachbarschaften sind bunter geworden.
Die Pflegeteams in Deutschland sind längst multikulturell.  Auch bei Licht und Schatten arbeiten deutsche Pflegekräfte selbstverständlich zusammen mit Kolleginnen und Kollegen verschiedenster Herkunft. In unserem pflegerischen Alltag spielen diese unterschiedlichen Wurzeln keine Rolle.

Die Pflegeschulen sind heute voll mit jungen Migrantinnen und Migranten, die dort lernen, wie sie kranke, behinderte und alte Menschen in Deutschland pflegen. Immer mehr frühere Gastarbeiter und bedürftige Menschen anderer Kulturen gehören zu unseren Klientinnen und Klienten.

Sich auch in ihre Bedürfnisse einfühlen zu können macht eine gute Pflege aus.

Bei einer Licht und -Schatten Fortbildung stellte Alia El Boukhrissi (Licht und Schatten) das Eisbergmodell vor um kultursensible Pflege verstehen zu können.

Das Eisbergmodell besagt: Was wir beim Anderen sehen ist nie alles, ist niemals der ganze Mensch. Wir sehen wie er aussieht und wie er sich verhält, wir hören wie er spricht. Das entspricht nur zwanzig Prozent des Menschen.

Wir sehen also nur die Spitze des Eisberges. So wird schnell der Blick versperrt  auf den ganzen Menschen der uns gegenüber steht. Denn mindestens achtzig Prozent von dem, was den Anderen ausmacht bleibt uns verborgen.

Wie viel kann missverstanden werden, weil wir es nicht besser wissen und die Brille unserer eigenen Prägung nicht hinterfragen!

Kultursensible Pflege bedeutet immer Interesse und Offenheit, Toleranz und Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, andere Kulturen kennen zu lernen.

Sie ist eher Chance statt Problem. Sie hilft uns, die Unterschiede zu verstehen. Sie hilft uns nach zu vollziehen, dass anderes Verhalten zwar anders ist, aber nicht unbedingt schlechter als unsere eigenen Gewohnheiten. Sie ist immer ein wichtiger Bestandteil professionellen pflegerischen Handelns.

Alia El Boukhrissi
Peter Bindl

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